Linksgewinde – Nutzen und Unterschiede gegenüber Rechtsgewinde
In unserer Kindheit lernen wir, dass Schrauben und Verschlüsse im Uhrzeigersinn angezogen und entgegengesetzt gelöst werden. Dieses Prinzip verinnerlichen wir so sehr, dass wir kaum noch darüber reflektieren. Doch haben Sie sich nicht auch schon einmal bei einer Flasche gewundert, in welche Richtung man sie öffnet?
Die meisten Gewinde, die wir kennen, sind Rechtsgewinde. Das kommt teilweise daher, dass es Rechtshändern leichter fällt, im Uhrzeigersinn zu drehen, um ein stärkeres Drehmoment zu erzeugen. Es vereinfacht zudem, nicht bei jeder Schraube die Gewinderichtung prüfen zu müssen. Doch gibt es Spezialfälle, in denen Linksgewinde nicht nur vorteilhaft, sondern aus Sicherheitsgründen unerlässlich sind. Betrachten wir einige dieser Fälle genauer.
Was genau ist ein Linksgewinde?
Linksgewinde drehen sich entgegengesetzt zum Rechtsgewinde nach links. Dies bedeutet, dass Schrauben mit Linksgewinde entgegen dem Uhrzeigersinn festgezogen werden. Diese Besonderheit prädestiniert sie für Situationen, in denen sich Rechtsgewinde aufgrund von Rotationsbewegungen selbst lösen könnten. Auch in anderen Bereichen wird die ungewöhnliche Gewinderichtung genutzt. Lassen Sie uns mehr Einsatzgebiete von Linksgewinden finden:
Selbstlösende Prävention durch Linksgewinde
In bestimmten Szenarien kann ein Rechtsgewinde sich durch Rotation im Laufe der Zeit selbst lösen. Ein anschauliches Beispiel hierfür sind Fahrradpedale. Durch physikalische Effekte kann die Pedalachse im Gewindeloch rotieren und sich um die eigene Achse drehen. Beim linken Pedal geschieht diese Drehung gegen den Uhrzeigersinn – also in die Richtung, in der sich ein Rechtsgewinde lösen würde. Durch die Nutzung eines Linksgewindes wird die Pedalachse durch die Bewegung stattdessen festgezogen. Ähnliches gilt für die Befestigung von Schleifscheiben, Kreissägeblättern oder den Rotor eines Ventilators. Linksgewinde sichern diese Verbindungen, indem sie sich bei Bewegung nachziehen und nicht selbstständig lösen.
Linksgewinde als Sicherheitsmechanismus
Die Verwendung von Linksgewinden als Sicherheitsmechanismus basiert weniger auf physikalischen als auf psychologischen Überlegungen. Sie verhindern, dass aus Gewohnheit oder Unachtsamkeit gefährliche Verwechslungen geschehen. So werden beispielsweise Gasflaschen mit brennbaren Gasen mit Linksgewinden versehen, um eine Verwechslung mit Inertgasflaschen zu verhindern. Dieser kleine aber feine Unterschied im Gewindeverlauf kann wirklich lebensrettend sein.
Weitere Anwendungsbereiche
Abseits der Hauptanwendungsgebiete gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten für Linksgewinde. Im Sanitärbereich werden sie eingesetzt, wenn zwei nicht drehbare Rohrenden verbunden werden müssen. Auch in Mechanismen, die eine spezifische Bewegungsrichtung erfordern, wie in der Leitspindel einer Drehmaschine, finden Linksgewinde Verwendung.
Links- oder Rechtsgewinde – Erkennungsmerkmale
Um zu bestimmen, ob ein Gewinde links- oder rechtsgängig ist, genügt ein Blick auf die Gewindeflanken. Bei einem Rechtsgewinde verlaufen diese von links unten nach rechts oben, bei einem Linksgewinde ist der Verlauf umgekehrt. Zudem sind Linksgewinde oft mit dem Kürzel „LH“ (für englisch „left hand“) gekennzeichnet. In manchen Branchen, wie der Uhrmacherei, weisen spezielle Markierungen am Schraubenkopf auf Linksgewinde hin.
Das Schneiden von Linksgewinden
Obwohl selten eingesetzt, sind Linksgewinde unverzichtbar in wichtigen Sicherheitsbereichen. Zum Schneiden von Linksgewinden benötigen Sie spezielle Werkzeuge. Für Innengewinde gibt es Linksgewindebohrer und für Außengewinde entsprechende Schneideisen. Die Drehrichtung beim Schneiden ist entgegengesetzt der eines Rechtsgewindes, doch Arbeitsschritte, Maßangaben und Normen bleiben gleich.