Welche Gewindebohrer gibt es?
Um verschiedene Arten von Gewinden herzustellen, gibt es selbstverständlich verschiedene Arten von Gewindebohrern und Gewindeschneidern. Man unterscheidet zum einen zwischen den geraden und den spiralförmig genuteten Gewindebohrern. Ein Gewindebohrer-Satz enthält oft verschiedene Gewindebohrer beider Arten. Zusätzlich gibt es Maschinengewindebohrer oder auch Einschnitt-Gewindebohrer. Sonderformen sind ebenfalls erhältlich und verlängern die Liste.
Nicht zu verwechseln sind diese mit dem Spiralbohrer, umgangssprachlich Kernlochbohrer, denn bevor ein Gewinde geschnitten wird, muss ein Kernloch gebohrt werden. Der Gewindebohrer selbst schneidet in der Regel wirklich nur das Gewinde und wird dementsprechend auch Gewindeschneider genannt. Im Folgenden erklären wir die Unterschiede im Detail.
Das Kernloch
Das Kernloch bildet, wie bereits erwähnt, die Grundlage für ein Gewinde. Es wird gebohrt, damit nun innerhalb dieses Loches ein Gewinde geschnitten werden kann. Das Kernloch muss einen bestimmten Durchmesser aufweisen, damit das später darin geschnittene Gewinde ebenfalls die richtige Größe aufweist. Seine Bohrung sollte im Zehntelbereich exakt erfolgen. Auf Gewindebohrern finden Sie in der Regel Angaben zur Größe des jeweils benötigten Kernloches.
An dieser Stelle wird bereits die erste Differenzierung vorgenommen. Beim Kernlochbohren unterscheidet man zwischen einem Durchgangsloch und einem Sackloch.. Für jede Art gibt es den richtigen Gewindeschneider.
Das Sackloch
Das Sackloch ist ein Loch, welches in das Werkstück hineingeht, jedoch nicht durch dieses hindurch. Beim Sackloch werden entsprechend Gewindebohrer benötigt, welche die beim Schneiden entstehenden Späne nach oben weg heraustransportieren. Für dieses Loch werden spiralförmig genutete Gewindebohrer benötigt. Durch diese spiralförmigen Nuten gelangen die Späne nach oben. Dies ist notwendig, damit die Späne das Loch nicht verstopfen oder den Gewindebohrer blockieren.
Es ist übrigens kein Problem, diesen Gewindeschneider für das Sackloch und für das Durchgangsloch zu verwenden. Andersherum geht es jedoch nicht.
Das Durchgangsloch
Das Durchgangsloch ist, wie der Name schon verrät, ein durchgehendes Loch, also praktisch ein Tunnel im Werkstück. Für diese Art des Kernloches benötigt man Gewindebohrer mit einer geraden Nut. Hier werden die anfallenden Späne einfach unten am Loch heraustransportiert. Sie fallen praktisch hindurch.
Der Handgewindebohrersatz
In der Regel werden Gewinde mit der Hand in drei Schritten geschnitten und dementsprechend beinhaltet ein Gewindebohrersatz drei verschiedene Gewindebohrer oder Gewindeschneider.
1. Vorschneider
2. Mittelschneider
3. Fertigschneider
Eine Ausnahme bilden Feingewinde, bei denen es manchmal nur den Vorschneider und den Fertigschneider gibt, während der Mittelschneider entfällt.
Um die drei (oder zwei) im Gewindebohrersatz beinhalteten Gewindebohrer stets auf den ersten Blick voneinander unterscheiden zu können, sind diese mit Ringen markiert. Der Vorschneider hat stets einen Ring, denn er wird zuerst angewandt. Der Mittelschneider hat entsprechend zwei ringförmige Markierungen und der Fertigschneider weist entweder drei oder gar keine Markierung auf.
So funktioniert der Handgewindebohrersatz
Zuerst kommt der Vorschneider zum Einsatz. Er schneidet fein vor und bietet dem Mittelschneider eine Führung. Der Mittelschneider formt das Gewinde weiter, indem die ersten Zähne, welche unterschiedlich abgeflacht sind jeweils Späne abtragen. Die restlichen Zähne schneiden nichts, sondern dienen der sicheren Führung des Werkzeuges im geschnittenen Gewinde.
Es wird beim Gewindeschneiden nicht so viel Kraft benötigt, denn jeder einzelne Gewindebohrer nimmt ein wenig Material ab, sodass sich die drei Werkzeuge die Arbeit teilen. Bei Feingewinde wird die Arbeits- und Schneidleistung entsprechend zwischen Vor- und Fertigschneider geteilt.
Bei einem Arbeitsschritt in drei Gängen, erledigt der Vorschneider mehr als die Hälfte der Arbeit. Ist der Mittelschneider fertig, so sind drei Viertel des Gewindes geschnitten und der Fertigschneider erledigt die letzten 25% der Arbeit. Ein sauberes und gerades Gewinde entsteht ohne Probleme.
Schließlich kommt der Fertigschneider zum Einsatz, welcher dem Gewinde den letzten Schliff gibt. Seine Aufgabe ist es, die Gewindegänge mit Spitzen zu versehen. Der Gewindebohrersatz eignet sich übrigens auch hervorragend dazu, ein beschädigtes Innengewinde nachzuschneiden. Als Werkzeug für Durchgangslöcher ist der Gewindebohrersatz übrigens besser geeignet als zur Verwendung im Sackloch, außer dieses ist sehr kurz.
Der Maschinengewindebohrer oder Einschnittgewindebohrer
Diese Art des Gewindebohrers benötigt ein deutlich größeres Drehmoment und wird entsprechend fast nur mit Maschinen bedient. Dies liegt daran, dass er viel breitere Späne abtragen kann und entsprechend Gewinde in einem Arbeitsschritt geschnitten werden können.
Durch die einfachere Fertigung löst dieser Gewindebohrer insbesondere in der Produktion die Gewindebohrersätze ab. Die Namensgebung verrät bereits, dass es sich hier um eine zeitsparende und saubere Arbeitsweise handelt.
Es ist nicht unbedingt eine CNC-Maschine notwendig, um dieses Werkzeug zu nutzen. Auch im Windeisen per Hand funktioniert dieser Gewindebohrer. Durch die Notwendigkeit des größeren Drehmoments können materialabhängig jedoch Komplikationen auftreten. Es hängt stark davon ab, welche Expertise der jeweilige Handwerker oder die jeweilige Handwerkerin an dieser Stelle aufweist. Alternativ hierzu gibt es natürlich den Handgewindebohrer, welcher im Gewindebohrersatz geliefert wird. Diese Werkzeuge werden in einem Windeisen befestigt und verfügen in der Regel über einen kürzeren Schaft. Dadurch, dass ein geringerer Kraftaufwand notwendig ist, wird die Bruchgefahr reduziert.
Weitere Formen der Gewindebohrer
Gewisse Sonderformen sind zahlreich vertreten und selbst das, was sich nicht im breit aufgestellten Sortiment von Rebell-Tools befindet, kann angefertigt und schnell geliefert werden.
Muttergewindebohrer
Es gibt zum Beispiel Muttergewindebohrer. Diese sind speziell dafür konzipiert, Muttern zu fertigen. Der lange Anschnitt in den so entstandenen Innengewinden ist hochwertig und langlebig. Das Werkzeug eignet sich entsprechend für kurze Durchgangslöcher. Präzise gefertigte Muttern, welche sich in der Praxis hervorragend verhalten, sind das Ergebnis.
Kombigewindebohrer
Außerdem gibt es noch den Kombigewindebohrer. Dieser ist ein echter Hybrid unter den Werkzeugen. Vorne findet sich ein Spiralbohrer, welcher das Kernloch bohrt. Anstatt jedoch das Werkzeug wechseln zu müssen, kann ein Gewinde in nur einem Arbeitsgang hergestellt werden. Der Spiralbohrer geht nämlich in den Gewindeschneider über. Das Ergebnis ist die Fertigung eines Kernloches und das Schneiden des Innengewindes in einem einzigen Arbeitsschritt.
Es handelt sich um ein innovatives Werkzeug, welches die Herstellung von Innengewinden erheblich vereinfacht. Dieses Werkzeug eignet sich ebenso wie das vorher beschriebene Modell eher für kurze Durchgangslöcher. Insbesondere gut zerspanbare Stoffe, welche eine Zugfestigkeit von maximal 600 N/mm² aufweisen sind für die Bearbeitung mit diesem Tool geeignet.
Weitere Möglichkeiten Gewinde zu schneiden
Außer dem Gewindeschneider gibt es noch den Gewindeformer. Der Gewindeformer eignet sich ebenfalls zur Herstellung eines Gewindes. Der Unterschied besteht darin, dass hierbei kein Material abgetragen wird. Trotzdem entstehen perfekte und präzise Gewinde. Anstatt dem Schneiden findet eine Verformung statt, was insbesondere bei empfindlichen Werkstücken von Vorteil ist.