Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang
Das Vorbohren eines Kernlochs gehört beim Gewinde schneiden zu den wichtigsten, aber auch den anspruchsvollsten Vorbereitungsschritten. Damit ein Gewinde gelingt, kommt es darauf an, den passenden Durchmesser für die Vorbohrung zu wählen. Im Anschluss müssen Sie dann das Werkzeug wechseln und mit dem Gewindebohrer erneut ansetzen. Es gibt aber eine Möglichkeit, diese beiden Vorgänge zu vereinen und Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang zu erledigen.
Warum ist das Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang sinnvoll?
Zwei Schritte auf einmal durchzuführen, bringt eine enorme Zeitersparnis mit sich. Diese ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass der Werkzeugwechsel entfällt. Anstatt ständig zwischen Spiralbohrer und Gewindebohrer zu wechseln, führen Sie beim Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang alles mit demselben Werkzeug aus. Gerade bei hohen Stückzahlen summiert sich die Zeitersparnis schnell zu einem bedeutenden Faktor.
Aber Sie sparen nicht nur Zeit, sondern erleichtern sich auch ganz generell die Arbeit. Die richtigen Maße für die Kernlochbohrung zu ermitteln und anschließend den passenden Spiralbohrer herauszusuchen ist ein langwieriger Prozess, der komplett entfällt. Durch das kombinierte Werkzeug ist automatisch sichergestellt, dass die Vorbohrung den korrekten Durchmesser hat.
Dadurch reduziert das Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang auch die Fehleranfälligkeit. Nicht nur die Abmessungen passen garantiert, sondern Ihre Gewinde werden auch noch besonders präzise, weil Winkel und Ausrichtung von Spiralbohrer und Gewindeschneider auf jeden Fall identisch sind.
Werkzeuge für das kombinierte Bohren und Gewindeschneiden
Um das Vorbohren und das Gewinde bohren in einem Schritt durchführen zu können, benötigen Sie spezielle Werkzeuge. Diese sind in zwei Ausführungen erhältlich: als Maschinengewindebohrer für die Verwendung in stationären Bohrmaschinen und als Bit-Variante für Akkuschrauber.
Kombi-Gewindebohrer
Der Kombi-Gewindebohrer funktioniert, in dem er Bohrer und Gewindeschneider auf einem Schaft vereint. An der Spitze ähnelt er mit seinen beiden Schneiden und den spiralförmigen Nuten einem klassischen Spiralbohrer. Der Unterschied ist, dass der Kopf des Werkzeugs langsam in ein Gewindeprofil übergeht. Über den Vierkantschaft lässt sich der Kombi-Gewindebohrer in ein Bohrfutter einspannen.
Kombi-Bit-Gewindebohrer
Der Kombi-Bit-Gewindebohrer ist eine kompaktere Ausführung des Kombi-Gewindebohrers, funktioniert aber genauso wie die größere Version. Allerdings verfügt der Kombi-Bit-Gewindebohrer über einen Sechskantschaft und kann damit sogar mit jedem handelsüblichen Akkuschrauber verwendet werden, solange dieser über ausreichend Leistung verfügt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang
Das kombinierte Bohren und Gewindeschneiden funktioniert fast genauso, wie Sie es vom Gewinde bohren bereits gewöhnt sind. Aufgrund des speziellen Werkzeugs gibt es aber einige Besonderheiten zu beachten.
Schritt 1: Vorbereitung des Werkstücks
Wie beim Gewinde schneiden üblich, bereiten Sie das Werkstück vor, indem Sie es sicher in einen Schraubstock oder die Werkstückaufnahme Ihrer stationären Bohrmaschine einspannen. Damit Sie beim Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang nicht abrutschen, sollten Sie das Werkstück außerdem an der gewünschten Stelle ankörnen.
Schritt 2: Auswahl des Kombi-Werkzeugs
Welches Werkzeug Sie verwenden hängt mit der genutzten Maschine zusammen. Für Akkuschrauber sind Kombi-Bit-Gewindebohrer geeignet, für stationäre Maschinen Werkzeuge mit Vierkantschaft. Achten Sie außerdem darauf, die richtige Größe und Gewindeart zu verwenden.
Schritt 3: Herstellung des Gewindes
Spannen Sie nun den Kombi-Gewindebohrer in die Werkzeugaufnahme ein und benetzen Sie ihn mit etwas Schmiermittel. Jetzt können Sie das Werkzeug auch schon ansetzen. Beginnen Sie mit einer hohen Drehzahl und verringern Sie diese, sobald der Gewindeteil des Werkzeugs in die Bohrung eindringt. Ist das Gewinde fertig geschnitten, drehen Sie den Kombi-Gewindebohrer in die Gegenrichtung wieder heraus.
Schritt 4: Überprüfung und Nachbearbeitung
Überprüfen Sie, ob das Gewinde sauber und frei von Rückständen ist. Dann nehmen Sie eine Schraube derselben Größen und kontrollieren, ob sie sich problemlos ein- und ausdrehen lässt. Ist das nicht der Fall, können Sie das Gewinde mit einem Gewindeschneider noch einmal nachschneiden.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
Bohren und Gewindeschneiden in einem Arbeitsgang ist zwar eine praktische Abkürzung im Alltag als Handwerker, aber nicht für jede Situation geeignet. Vor allem bei Sacklöchern, bei ungewöhnlichen Abmessungen oder anspruchsvollen Materialien sollten Sie lieber auf herkömmliche Art und Weise Gewinde bohren.
Probleme können dann entstehen, wenn Sie versuchen, zu tiefen Gewinde zu bohren oder vergessen, während der Arbeit die Drehzahl anzupassen. Auf Maschinen, deren Drehzahl Sie nicht umschalten können, sollten Sie Kombi-Gewindebohrer nicht verwenden.
Wann ist der Einsatz von Kombi-Werkzeugen sinnvoll?
Der Einsatz der Kombi-Werkzeuge macht vor allem Sinn bei normalen Anwendungen in Werkstoffen mittlerer Festigkeit. Die Gewindetiefe darf dabei maximal das Doppelte des Nenndurchmessers betragen, bei einigen Kombi-Bit-Gewindebohrer sogar nur den einfachen Nenndurchmesser. Außerdem können ausschließlich Durchgangslöcher erzeugt werden.
Wenn Sie diese Einschränkungen beachten, dann können Werkzeuge, die Spiralbohrer und Gewindebohrer auf einem Schaft vereinen, aber eine enorme Arbeitserleichterung bedeuten. Vor allem in der Serienfertigung oder wenn Sie als Handwerker häufig dieselben Gewinde in hoher Stückzahl herstellen müssen.
Pflege und Wartung der Werkzeuge
Damit Sie lange Freude an Ihren Kombi-Werkzeugen haben, sollten Sie ein paar einfach Grundregeln zur Lagerung und Pflege beachten. Sowohl die Schneiden des Bohrers als auch die Gänge am Gewindebohrer sollten vor unnötiger Abnutzung bewahrt werden. Lagern Sie Ihre Werkzeuge so, dass sie trocken und sauber bleiben, nicht aneinander reiben und vor Stößen geschützt sind.
Achten Sie außerdem nach jeder Verwendung darauf, dass Ihre Werkzeuge frei von Schmutz, Rückständen von Schmiermittel und Feuchtigkeit sind und reinigen Sie sie bei Bedarf mit einem weichen Tuch. Stellen Sie Schäden oder Verschleiß fest, dann lassen Sie die Werkzeuge rechtzeitig von einem fachkundigen Anbieter nachschleifen.
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